Hat man da überhaupt noch Lust, in seiner Freizeit ins Theater zu gehen?!
Klare Antwort: ja! Und weil einmal keinmal ist, ging es vor wenigen Wochen nicht einmal, nein auch nicht zwei oder drei mal, sondern gleich ganze vier Mal innerhalb dieser Woche ins Theater.
Ein Stück hat dabei besonderen Eindruck hinterlassen - "Terror" (https://www.schauspielfrankfurt.de/spielplan/premieren/terror/).
Warum? Nun, "Terror" zwingt den Zuschauer, sich nicht nur in passiver Funktion bequem in den Sessel zu lümmeln. Nein, hier ist jeder Zuschauer aufgefordert, aktiv am Ausgang des Stückes mitzuwirken.
Ferdinand von Schirach, seines Zeichens Strafverteidiger, bringt mit seinem Theater-Debüt "Terror" ein Werk auf die Bühne, welches nachdenklich stimmt.
Er stellt den ersten Artikel unseres Grundgesetzes zur Diskussion: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«. So weit, so gut, mag man sich denken, ist sie, steht außer Frage. Wenn dann aber ein Kampfjet-Pilot vor Gericht gestellt wird, der einen Terroranschlag zu verhindern versucht und dabei dennoch einige Menschen um ihr Leben bringt, bleibt am Ende eine Frage offen - darf man ein Leben gegen ein anderes aufwiegen?
Persönlich kann ich sagen, dass ich mit einer Haltung in diesen Theaterabend gestartet bin, an der es für mich absolut nichts zu rütteln gab. Und wurde eines besseren belehrt.
Am Ende des Abends, als die Zuschauer als Schöffen fungieren und über die Verurteilung entscheiden mussten, war ich hin und her gerissen. Ich konnte die Argumente beider Seiten vollends nachvollziehen und musste dennoch eine Entscheidung treffen. Hart...
Das Allerspannendste an der ganzen Geschichte: "Terror" läuft an 32 Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Alle Entscheidungen, die das Publikum trifft, werden online ausgewertet: http://terror.kiepenheuer-medien.de/
Tatsächlich wurde Lars Koch bislang in über 50% der Fälle freigesprochen. So auch vor wenigen Wochen am Frankfurter Schauspielhaus, wenn auch sehr sehr knapp.
Ich bin dankbar und froh, dass diese verantwortungsvolle Aufgabe im wahren Leben andere Menschen übernehmen. Ich würde wirklich nicht tauschen wollen.
Wer aber dennoch mal einen Eindruck in das Schöffen-Dasein erhalten möchte, dem sei das Stück sehr ans Herz gelegt. Theater auch mal anders erfahren, aktiv am Ausgang des Abends beteiligt sein. Interaktives Theater, in meinen Augen sehr gelungen umgesetzt.
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